Kinder und Jugendliche motivieren, mehr Obst und Gemüse zu essen

Eine Umfrage der schwedischen Lebensmittelbehörde (Erhebung zu Ernährungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen) zeigt: Nicht einmal jedes zehnte Kind isst genügend Obst und Gemüse. Annika Unt arbeitet schon lange daran, Kinder und Jugendliche verstärkt dazu zu motivieren, in Schule und Kita mehr Obst und Gemüse zu essen. 

Julmat på äldreboendet

Annika Unt ist ursprünglich Ernährungsberaterin. Seit über 15 Jahren beschäftigt sie sich mit der Verpflegung in Schule und Kita: um das Image zu verbessern, ein gesünderes Angebot zu erreichen und Kinder und Jugendliche dazu zu motivieren, mehr Obst und Gemüse zu essen. Sie ist auch außerhalb von Schweden tätig und holt sich überall auf der Welt Inspiration. Ihr Traum ist eine globale Plattform, auf der alle Länder auf der ganzen Welt Wissen und Inspiration über Verpflegung in Schulen und Kitas austauschen können.

Zurzeit konzentriert Annika sich vor allem darauf, alle Kinder und Jugendlichen dazu zu motivieren, mehr Obst und Gemüse zu essen. Vor allem möchte sie aber auch weniger experimentierfreudige Esser ins Boot holen, die sich mit ständigen Neuerungen und Veränderungen im Verpflegungsangebot schwer tun. Erleben sie die Herausforderungen als zu groß, machen sie schnell einen Bogen um das Salatbuffet.

Annika hat auch Schulungsmaterial für das schwedische Ernährungsministerium erstellt. Es soll dem Personal in Schulen und Kitas u. a. Informationen und Inspiration bieten, um Kinder und Jugendliche dazu zu motivieren, mehr Obst und Gemüse zu essen.

Gemeinsam mit Schülern und Fachleuten aus diesem Bereich hat das Ministerium praxisorientierte Tipps entwickelt, wie man Kindern und Jugendlichen Obst und Gemüse schmackhaft machen kann.

Ein Apfel pro Tag... Reicht das?

Die schwedische Lebensmittelbehörde empfiehlt täglich 500 g Obst und Gemüse für Erwachsene und Kinder ab 10 Jahren und 400 g für kleinere Kinder. Warum ist das so wichtig?

Mehr Obst und Gemüse zu essen, ist nachhaltig: sowohl für unseren Planeten als auch für unseren Körper. Obst und Gemüse tragen zu einem gesunden Gewicht und einer gesunden Zusammensetzung der Mahlzeiten bei. Wer bereits von Klein auf lernt, Obst und Gemüse zu jeder Mahlzeit zu essen, behält diese Gewohnheit auch im Erwachsenenalter bei. Auf diese Weise lässt sich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verschiedenen Krebsarten erheblich senken.

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Annikas beste Tipps

Annika gibt ihre besten Tipps an Kita- und Schulpersonal weiter. Einfache Hacks, wie man Kinder und Jugendliche motivieren kann, jeden Tag mehr Obst und Gemüse zu essen.

  • Mehr Obst auf dem Salatbuffet anbieten – Obst passt perfekt aufs Salatbuffet. Wenn es ansprechend bereitgestellt wird, ist die Chance größer, dass die Kinder auch zugreifen. Viele Menschen essen zu Hause kein Obst. Deswegen können Schule und Kita eine wichtige Rolle übernehmen und Obst und Gemüse als selbstverständliche Bestandteile einer Mahlzeit einführen.
  • Kinder den Salat selbst mischen lassen – Aus vielen Gesprächen mit Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen lässt sich eine gemeinsame Botschaft herauskristallisieren: Wir wollen selbst entscheiden, welches Gemüse wir essen! Empfindliche Kinder lassen sich leicht abschrecken, wenn sie Zutaten im Salat nicht kennen, und essen dann lieber gar nichts davon. Stellen Sie jedes Obst und Gemüse in einer eigenen Schale bereit und lassen Sie die Kinder ihre eigene Mischung zubereiten.
  • Gemüse pur in spannenden Formen – Lassen Sie Gewürze oder Dressings auf dem Gemüse weg: Viele Kinder schreckt das ab. Achten Sie darauf, Gemüse und Obst immer frisch bereitzustellen, damit nichts austrocknet. Kinder lieben es auch, ihr eigenes Gemüse und Obststücke in der Hand halten zu können. Karottenstangen oder Apfel- und Orangenschnitze lassen sich beispielsweise gut aus der Hand essen.

  • Mitsprache in Essensfragen – Es ist optimal, wenn das EssensAusgabepersonal oder Erzieher/innen eine Weile am Salatbuffet stehen, um mehr über das Gemüse zu erzählen und die Kinder zum Probieren zu ermutigen. Dabei ist es sehr wichtig, auf das zu hören, was die Kinder sagen. Jede Schule und Kita sollte einen „Essensrat“ mit den Schülern/Kindern einrichten, um Tipps von den eigentlichen Experten zu erhalten. Nichts motiviert Kinder mehr dazu, Neues auszuprobieren, als wenn sie in Essensfragen einbezogen werden. Geben Sie Kindern schon früh Einblick in die Küche. Bauen Sie gemeinsam etwas im Klassenzimmer oder Gruppenraum an. Schon ein kleines Pflänzchen auf der Fensterbank reicht aus. Auch Besuche bei einem Bauern bieten sich an – es gibt unzählige Möglichkeiten!

  • Möglichst wenig Stress in der Schulmensa – Mensen sind für Verpflegungsteilnehmer/innen häufig ein stressiger Ort, denn es geht hektisch und laut zu. Dabei sind Stress und Essen eine denkbare schlechte Kombination. Deshalb befürwortet Annika feste Essenszeiten, damit die Kinder gemeinsam mit einem Erzieher oder eine Erzieherin in Ruhe essen und dabei auch neue Geschmacksrichtungen ausprobieren können.
  • Nur das, was wirklich in den Magen kommt, zählt – In Schulen finden heutzutage überall Abfallmessungen statt. Was letztlich von Schüsseln oder Tellern wirklich im Magen ankommt, wird dagegen nicht gemessen. Aber nur das, was auch wirklich gegessen wird, hat eine Wirkung. Investieren Sie also mehr in Obst und Gemüse, das die Kinder auch essen, und lassen Sie das weg, was stehen bleibt und am Ende weggeworfen wird.

Legen Sie gleich los

Der allerbeste Tipp für Schulen und Kitas, die Kinder und Jugendliche dazu motivieren möchten, mehr Obst und Gemüse zu essen, lautet: Loslegen! Bringen Sie das Thema auf Konferenzen zur Sprache. Achten Sie dabei darauf, konkret zu werden und nicht nur in Diskussionen stecken zu bleiben. Diese Frage lässt sich nicht ein für alle Mal beantworten. Sehr wichtig ist dabei auch die Zusammenarbeit zwischen Küchenpersonal und Pädagogen: Ein Aspekt, der in vielen Einrichtungen häufig übersehen wird.

Es gibt viele Möglichkeiten, im Unterricht die Neugier auf Lebensmittel zu wecken. Führen Sie beispielsweise „Das Gemüse des Monats“ ein. Lassen Sie es die Kinder mit allen Sinnen entdecken. Sprechen Sie darüber, wie es wächst, wie es schmeckt, woher es kommt usw. Gehen Sie spielerisch an Lebensmittel heran, um neugierig zu machen!

Sind Obst und Gemüse nachhaltig für unseren Planeten?

Auf jeden Fall! Wir müssen unsere Ernährung stärker pflanzlich ausrichten, um unseren Planeten zu schonen. Deswegen ist es perfekt, wenn Kinder diesen Geschmack von Klein auf kennen und lieben lernen. Aufgrund der Kosten und Klimabelastungen werden exotische Obst- oder Gemüsesorten in Schulen und Kitas so gut wie nie angeboten. Entscheiden Sie sich für saisonales Obst und Gemüse und wählen Sie möglichst in Schweden angebaute oder regionale pflanzliche Erzeugnisse. Auch bei den Lebensmittelerzeugern findet ein Wandel statt: hin zu klimaverträglicheren Produktions-, Transport- und Lagermethoden. Neue Denkansätze, die schonender für unseren Planeten sind!

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